Mannheimer Morgen, 29.9.2001

In Zeiten knappen Hafers spürte das Drais-Zweirad wenig Gegenwind

In Mannheim tüftelte der Freiherr seine bahnbrechende Neuheit aus /
Vor 150 Jahren starb Karl von Drais /
Erinnerung an die Geschichte einer Erfindung

Von unserem Mitarbeiter Hans Weckesser

Vor 150 Jahren ist Karl von Drais in Karlsruhe gestorben - und dort
1785 auch geboren. Trotzdem rechnen die Mannheimer ihn wie Carl Benz
zu ihren großen Technikern, weil er all seine Erfindungen in ihrer
Stadt konzipiert hat. Mit dem Landverkehr beschäftigte er sich seit
der schlechten Ernte von 1812, denn schon Nationalökonom Adam Smith
hielt es für unmoralisch, Pferde zu füttern, während Menschen
verhungern. Also hatte Drais nach seinem Technologiestudium in
Heidelberg vierrädrige Fahrmaschinen gebaut, die mit Muskelkraft
angetrieben wurden. Zar Alexander fand 1813 den Prototyp ziemlich
genial, worauf Drais mit einem verbesserten Teil zum Wiener Kongress
fuhr, immerhin 1600 Kilometer hin und zurück. Nach der
Klimakatastrophe 1816/17 kam er dann mit seiner zweirädrigen
Laufmaschine heraus. (...)

Zum 150. Todesjahr brachte die Quadrate-Buchhandlung von Joachim
Krause ein Faksimile des ersten Zweiradbuchs der Welt heraus,
geschrieben 1817 von J. C. S Bauer junior, Mechanikus in Nürnberg. Er
hat wie andere die Laufmaschine nachgebaut, eine
Ver(schlimm)besserung zu einem kippeligen Dreirad mit Handantrieb
vorgenommen - und das Ganze veröffentlicht. Die Einführung des
Mannheimer Technikhistorikers Professor Dr. Hans-Erhard Lessing
beleuchtet die ernsten Zeitumstände, die Bauer nicht erwähnt.
Zurück